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Im Interview erklärt Marcus Wittig, Vorsitzender der DVV-Geschäftsführung, warum der Konzern viel Zeit und Ressourcen in das Zukunftsprogramm DVVision investiert, welchen Anteil die Beschäftigten daran haben und wie insbesondere die Kunden davon profitieren.

Was war der Anlass zu einem Zukunftsprogramm?

Wir wollen unser Unternehmen fit für die Zukunft machen. Denn wir haben eine lange Phase der Restrukturierung hinter uns, die wir 2018 sehr erfolgreich abgeschlossen haben. Uns war aber schon Jahre davor klar, dass Sparen kein Geschäftsmodell ist. Wir wussten genau, wo wir hinwollen, welche neuen Geschäftsfelder für uns interessant sind und welche Chancen die Digitalisierung bietet. Das Ziel war klar, allerdings war der Weg dahin nicht vorgezeichnet. Wir wussten also, was wir wollen, aber nicht genau wie wir dahinkommen. Denn damit stellen sich andere Anforderungen an die Struktur des Unternehmens. Deshalb haben wir das Zukunftsprogramm DVVision gestartet, mit dem wir uns zu einer vorausschauenden Organisation entwickeln. Eine solche Organisation ist in der Lage, neue Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und sich entsprechend darauf einzustellen.

Wie lange dauert denn DVVision und worauf kommt es dabei an?

Eine solche Transformation benötigt Zeit, Rückhalt und Ressourcen. DVVision ist kein Sprint, sondern vielmehr ein Marathonlauf. Wir haben das Programm deshalb von Beginn an auf mindestens fünf Jahre ausgelegt. Wir nehmen die Belegschaft mit und binden sie intensiv ein, wir setzen dabei auf völlige Transparenz und breite Information. Den Namen DVVision haben Beschäftigte selbst vorgeschlagen und ausgewählt. Und über den laufenden Prozess und die einzelnen Schritte kann sich jeder über das Intranet ausführlich informieren, auch mobil über das Smartphone. Alle haben die Gelegenheit, sich offen zu äußern und damit auch eigene Themen in den Prozess einzubringen. Wir nehmen jede Rückmeldung sehr ernst. Auch wir als Vorstände und Geschäftsführer übernehmen gemeinsam mit allen Führungskräften bei dem Programm Verantwortung und bringen uns aktiv ein. Wir haben gelernt, die Themen abteilungsübergreifend anzugehen, um das Silo-Denken immer mehr zu überwinden.

Hat die Corona-Pandemie diesen Prozess nicht behindert?

Nein, wir wollten das Programm bewusst nicht pausieren. Daher haben wir auch während der Pandemie und während der Lockdown-Phasen DVVision weitergeführt – in kontaktloser Form und vollständig in die digitale Welt transferiert. Die Teams arbeiten über Videokonferenzen und in virtuellen Teamräumen zusammen. Damit haben wir bei diesem wichtigen Programm kaum Zeit verloren und konnten auch ohne Präsenzveranstaltungen sehr anspruchsvolle Themen bearbeiten.

Welche Ergebnisse hat den DVVision bisher hervorgebracht?

Eine Menge. Vorweg ist aber wichtig, dass DVVision vor allem die Art und Weise der Zusammenarbeit stark verändert hat. Wir haben gemerkt, welchen immensen Vorteil es hat, wenn wir Meinungen und Expertisen aus verschiedenen Bereichen zusammenbringen. Auf diese Weise haben wir uns zu rund 20 Themen positioniert, die für die Zukunft des Konzerns wichtig sind. Das reicht von Klimawandel, Big Data und Smart City bis zur digitalen Kundenschnittstelle. Dafür haben wir das Wissen aller Mitarbeiter und Experten zusammengetragen, eindeutige Positionen erarbeitet, damit eine klare Richtung vorgegeben und einen Plan für die Zukunft aufgestellt.

Inwiefern ist das hilfreich?

Das versetzt uns zum Beispiel in die Lage, die Themen und die damit verbundenen Projekte strategisch besser anzugehen. Wir hatten hier zuvor viele lose Enden, die wir jetzt in einer neu aufgebauten Unternehmensentwicklung zusammenführen. Sie wird den eingeschlagenen Weg weiterführen, unsere Ausrichtung immer wieder reflektieren und Trends oder Marktveränderungen beobachten, damit wir uns frühzeitig auf neue Situationen einstellen können. Um das zu gewährleisten, haben wir neue Strukturen etabliert, die auch an dieser Stelle auf eine interdisziplinäre und bereichsübergreifende Zusammenarbeit setzen.

Was haben denn Ihre Kunden von dem Programm?

Der Kunde steht zweifelsfrei im Mittelpunkt aller Bemühungen. Wir stellen uns in vielen Bereichen gerade deshalb neu auf, um unsere Produkte und Leistungen besser und schneller zu machen. So werden wir zum Beispiel künftig alle Produkte aus einer Hand anbieten. Das bedeutet: Ganz gleich, wie viele Gesellschaften und Produkte es unter dem Dach der Stadtwerke Duisburg gibt, künftig gibt es nur einen vertrieblichen Marktaufschlag. Wir werden verschiedene Produkte bündeln und gemeinsam neue Produkte entwickeln. Das mag sich einfach anhören, dahinter steckt allerdings eine Menge Arbeit: Damit dieser Lösungsvertrieb möglich ist, mussten wir die Strukturen und Prozesse ändern und das Zusammenspiel verschiedener Einheiten neu organisieren.

Diese klaren Ziele haben wir auch für unseren Geschäftsbereich Mobilität: Die DVG will der Mobilitätsdienstleister in Duisburg werden und unseren Kunden neben Bus und Bahn auch andere Mobilitätsformen anbieten. Dazu gehören On-Demand-Angebote wie myBUS, aber auch Sharing-Konzepte. Wir denken in Reiseketten und möchten unseren Kunden auf dem für ihn bestmöglichen Weg ans Ziel bringen. Das ist ein langer Prozess und daher auch eine mittel- bis langfristige Zielausrichtung für die kommenden Jahre.

Wie muss man sich die Veränderungen in den Fachbereichen denn vorstellen?

Wir haben bei DVVision verschiedene Arbeitsstränge: Einerseits geht es um übergreifende und konzernweite Punkte, andererseits um die konkrete Struktur und Organisation der einzelnen Fachbereiche. Die Neuorganisation der Fachbereiche verläuft dabei nach einem strukturierten Muster: Zunächst analysieren wir schonungslos die aktuelle Situation aus einem internen und externen Blickwinkel. Denn ganz entscheidend für den Erfolg des Prozesses ist: Alle Beteiligten müssen sich einig sein, dass eine Veränderung dringend notwendig ist. Dann gestalten wir gemeinsam das Zukunftsbild und legen die neue Struktur anhand des definierten Aufgabenspektrums fest, bevor wir schließlich dafür sorgen, dass die richtigen Leute auf den richtigen Positionen sitzen. Dabei unterstützt unsere Personalabteilung, die wir ebenfalls neu darauf ausgerichtet haben, dass wir im Wettbewerb um Fachkräfte bestehen können und die Anforderungen bei der Suche und Auswahl passgenau bedient werden.

Veränderungen sind in der Regel vor allem durch die Digitalisierung geprägt. Spielt auch der IT-Bereich bei DVVision eine Rolle?

Ja, absolut. Die IT bildet immer eine besondere Querschnittsfunktion und kann schnell zum Flaschenhals werden. In unserem Konzern ergeben sich zudem besondere Anforderungen: Denn zum einen muss die IT die Fachbereiche bei der Digitalisierung und bei der Entwicklung neuer Produkte unterstützen. Gleichzeitig will sie aber auch selbst die Chancen der Digitalisierung nutzen und eigene, neue Produkte hervorbringen. Wir übernehmen in dem Wandel zum digitalen Infrastrukturdienstleister eine Hauptrolle auf dem Weg zur Smart City, wir bauen Rechenzentren und Glasfasernetze, sind selbst Provider und bieten entsprechende Produkte und Services an. Diese ganzen Anforderungen muss die IT unter einen Hut bringen; das schafft sie nur, wenn sie gut strukturiert und organisiert arbeiten kann. Daher ist die IT ebenfalls einer der Fachbereiche, die bei DVVision und auf dem Weg zur vorausschauenden Organisation besonders im Fokus stehen.

Das Interview ist am 4. August 2021 in der Zeitung für kommunale Wirtschaft erschienen.


Zum Interview mit Guest Prof. Robert A. Sedlák, in dem der CEO der Unternehmensberatung Sedlák & Partner aus Sicht des Prozessberaters über DVVision spricht.